Die Wasserretter von Viechtach
75 Jahre "Spaß am Sport und Freude am Helfen" – Foto-Ausstellung der BRK-Wasserwacht

Viechtach. Wenn sein Freund seit Kindheitstagen, Walter Schlicht, nicht dauernd vielsagend auf die Uhr gedeutet hätte, würde Walter Hetzenecker wohl jetzt noch berichten, was sich in den 75 Jahren der Viechtacher Wasserwachtsgeschichte ereignet hat – so viel hat der einstige Vorsitzende und langjährige Pressebeauftragte der Ortsgruppe aus seinem sorgsam gepflegten Archiv ausgegraben. Zum 75-Jahr-Jubiläum hat Hetzenecker Etliches davon in einer 200-seitigen Festschrift gebündelt sowie, zusammen mit weiteren Aktivposten, eine imposante Foto-Ausstellung erstellt. Diese ist am Donnerstagabend feierlich eröffnet worden.
Weil es die Inzidenzwerte erlauben, durften daran sogar 25 geladene Gäste teilnehmen, darunter die Kreisvorsitzende des Roten Kreuzes und Schirmherrin der Jubiläumsfeierlichkeiten Rita Röhrl, Bürgermeister Franz Wittmann, alle noch lebenden ehemaligen Vorsitzenden sowie einige Ehrengäste.
Amüsanter Festvortrag
Ehe Walter Hetzenecker seinen launigen und mit amüsanten Anekdoten (vor allem über seinen Spezl Walter Schlicht) gespickten Festvortrag hielt, dankte der aktuelle Wasserwachtsvorsitzende Andreas Schmelmer dem Festschriftautor und seinem Team (unter anderem dem Korrektor und Layouter Jürgen Dietrich) für die aufwändige Arbeit zur Erstellung der Jubiläums-Chronik.
Mehr als eine Stunde sprach Walter Hetzenecker (seit mehr als 60 Jahren Mitglied) frei nach Stichpunkten und umriss dabei nicht nur die 75 Jahre der Ortsgruppe seit Gründung im Jahr 1946, sondern erinnerte an die Anfänge der DLRG-Wasserrettung in den 1930er Jahren, als sich die Viechtacher Badeanstalt am Regen-Fluss steigender Beliebtheit erfreute und viele Menschen nicht schwimmen konnten. Nach dem Krieg war es die Jugend, die Treffpunkte und Gemeinsamkeiten suchte und so bildete sich in Viechtach schon im Jahr 1946 unter dem Schirm des Roten Kreuzes die Wasserwacht-Ortsgruppe.
Da es im nahen Höllenstein-See ebenfalls zu Badeunfällen kam, dehnte sich das Einsatzgebiet der Viechtacher Wasserwacht bald auch flussabwärts aus, berichtete Walter Hetzenecker weiter. Die jungen Leute – anfangs waren es nur ein paar Dutzend, aktuell hat die Ortsgruppe etwa 750 Mitglieder – fühlten sich dort wohl und errichteten 1954 eine Holzhütte, die auch heute noch das Domizil des Vereins darstellt.
Hetzenecker berichtete weiter von einer von Teisnach ausgehenden massiven Wasserverunreinigung des Flusses, die so schlimm war, dass schließlich sogar ein Badeverbot verhängt werden musste. Folge: Die Wasserwacht drängte auf ein Bad, das schließlich 1961 nach einem knappen Stadtratsbeschluss gebaut wurde.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Ortsgruppe sei 1975 die Eröffnung des Viechtacher Hallenbades gewesen, laut Hetzenecker bis heute "das A und O unserer Wasserwacht". Der Festredner hielt ein Plädoyer für Erhalt und Sanierung des Bades ("für uns ein Traum"), was Landrätin Rita Röhrl für den Kostenträger Landkreis Regen später zu der launigen Bemerkung veranlasste: "Ich bin zwar fast schon so alt wie Du, aber ich hab‘s schon beim ersten Mal verstanden!"
Hetzenecker listete noch etliche Jahreszahlen und Ereignisse (Rettungseinsätze, Fischerstechen, Bürgerfestauftritte, Bälle, Meisterschaften) auf, die teils nachdenklich stimmten, meist aber zum Schmunzeln waren. Passend zu diesen Ausführungen hat der Wasserwacht-Öffentlichkeitsbeauftragte eine Fotoausstellung erstellen lassen mit 36 Bildtafeln mit mehr als 200 Fotografien.
Thematisch gegliedert kann man dabei viel über die Geschichte der Wasserwacht erfahren und viele noch lebende, aber auch verstorbene Mitglieder wiedersehen. Die Ausstellung ist bis 3. Oktober bei freiem Eintritt zu den normalen Öffnungszeiten der Tourist-Info im Alten Rathaus zu betrachten.
Landrätin Rita Röhrl, Kreisvorsitzende des Roten Kreuzes und Schirmherrin der 75-Jahr-Feierlichkeiten, lobte in ihrem Grußwort im Anschluss die Aktiven der Wasserwacht Viechtach. Der Verein sei deshalb so beständig erfolgreich, weil "hier keine Maustot-Schmatzer am Werk sind, sondern Leute, die arbeiten wie die Ochsen". Sie hoffe, dass heuer doch noch eine Feier im größeren Kreis möglich sei, sagte sie vor den 25 geladenen Gästen.
Öffentliche Feier geplant
Die nächste Möglichkeit dazu wäre am 17. Juli. An jenem Samstag ist ein Festtag im Freibad geplant mit kirchlichem Festakt und ganztägigem Festbetrieb. Am 18. September, ebenfalls ein Samstag, wollen die Wasserwachtler mit möglichst vielen Mitgliedern an ihrer Diensthütte am Höllensteinsee ein großes Kameradschaftstreffen abhalten.
Ehe Ortsgruppen-Chef Andy Schmelmer Ehrungen vornahm von Walter Hetzenecker und Jürgen Dietrich sowie Danksagungen bei Monika Häuslmeier, Beate Götthans-Gierl und Gunda Wifling für die Hilfe bei der Ausstellungsgestaltung, betonte Bürgermeister Franz Wittmann die große Bedeutung der Wasserwacht für die Stadt Viechtach. Die Bäder seien ohne die Aufsicht durch die Lebensretter nicht denkbar, ebenso das Bürger- sowie Volksfest oder das Maibaum-Aufstellen. Daneben trügen die Rettungsschwimmer mit ihren wiederholten Siegen bei Deutschen Meisterschaften den Namen der Stadt bundesweit positiv hinaus. Gleichfalls wie die Landrätin sagte der Rathauschef Unterstützung der Stadt beim Erhalt des Hallenbades zu, das dem Landkreis gehört.