Unter 112 gibt es Hilfe im Notfall
82 494 Hilfefrufe gingen im Jahr 2020 bei der Integrierten Leitstelle in Straubing ein

Viechtach. Im Jahr 2009 hat das Europäische Parlament den 11. Februar zum "Europäischen Tag des Notrufs 112" erklärt. Dieses Datum, in dem die Notrufnummer enthalten ist, soll die Vorteile der im Jahr 1991 eingeführten europaweiten Notrufnummer sichtbar und die Nummer bekannter machen. Seit 1998 müssen die europäischen Mitgliedstaaten gewährleisten, dass alle Nutzer von Festnetz- und Mobiltelefonen die Nummer 112 gebührenfrei anrufen können.
Der Viechtacher Bayerwald-Bote hat bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Straubing und der örtlichen BRK-Rettungswache nachgefragt, wie sich die einheitliche Notrufnummer bewährt hat.
ILS-Leiter Karl Maurus berichtet, dass die Notrufnummer im Einzugsgebiet der Integrierten Leitstelle Straubing – dazu gehören die kreisfreie Stadt Straubing und die Landkreise Straubing-Bogen, Deggendorf und Regen – 82494 mal im Jahr 2020 angewählt wurde. 23856 Mal wurde ein Krankentransportwagen (KTW) angefordert, während die Notfallrettung zu 44302 Fällen alarmiert wurde.
Die Notrufnummer 112 war und ist die originäre Telefonnummer, wenn die Feuerwehr benötigt wird. 3308 Feuerwehralarmierungen mussten im vergangenen Jahr in den drei Landkreisen bewältigt werden. Die Aktiven rückten zu 868 Bränden, 2294 Technische Hilfeleistungen, 108 ABC-Einsätzen und 247 sonstigen Fällen aus.
Die Helfer vor Ort, zu denen auch die HvO Ruhmannsfelden und Zellertal gehören, wurden 1379 Mal von den Disponentinnen und Disponenten der ILS Straubing zum Einsatz beordert. Ob Erwachsener oder Kind, jeder sollte wissen, dass er über die Notrufnummer 112 Hilfe anfordern kann, stellt Karl Maurus abschließend fest.
Dass die Notrufnummer in allen europäischen Ländern vereinheitlicht wurde, findet auch Franz Obermeier, der Leiter der BRK-Rettungswache Viechtach gut. Der erfahrene Notfallsanitäter weiß, dass oftmals Minuten darüber entscheiden, ob ein Schwerverletzter nach einem Unfall oder ein Patient nach einem akuten Herzinfarkt gerettet werden kann. Da wäre es von Vorteil, wenn der Hilfesuchende, egal in welchem europäischen Land er sich gerade aufhält, nicht lange zu überlegen braucht, unter welcher Notrufnummer Hilfe geholt werden kann, sagt der 53-jährige Viechtacher.
Der BRK-Wachleiter würde es sogar begrüßen, wenn auch der ärztliche Bereitschaftsdienst, der außerhalb der normalen Sprechzeiten zum Einsatz kommt, ebenfalls von der ILS unter der 112 vermittelt würde. Obermeier begründet seinen Vorschlag damit, dass die Anrufer der deutschlandweiten, kostenlosen Rufnummer 116117 (ohne Vorwahl), oft sehr lange in der Warteschlange hängen und dann doch den Rettungsdienst rufen würden. Weil die Sanitäter vor Ort keine Entscheidungen treffen können, da diese nur dem Arzt vorbehalten sind, werden die Patienten aus rechtlichen Gründen sehr oft ins Krankenhaus gefahren, obwohl sie auch zuhause ärztlich versorgt werden könnten, klagt Obermeier.
Wer unter der 112 anruft, soll nach der Nennung seines Namens und einer Rückrufnummer möglichst genaue Angaben machen, was genau wo passiert ist, wie viele Verletzte es nach einem Unfall gegeben hat und welche Verletzungen die Verunfallten haben beziehungsweise welche Anzeichen die Erkrankten aufweisen.
Im Landkreis Regen gibt es vier Rettungswachen-Standorte – Regen, Viechtach, Zwiesel und Bodenmais. Hier ist jeweils ein Rettungswagen (RTW) stationiert, klärt Obermeier auf. Der Notarzt kommt bei Bedarf mit dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) oder mit dem Hubschrauber dazu. Neben der Feuerwehr und dem Rettungsdienst kann unter der 112 auch die Bergwacht und Wasserwacht alarmiert werden. Außerdem koordiniert die ILS die Einsätze des KTW für Patiententransporte, wenn der Patient während der Fahrt überwacht werden muss oder wenn es sich um Infektionsfälle handelt. Ferner werden die Helfer vor Ort oder der Hintergrunddienst von der ILS alarmiert, wenn sich der erste RTW bereits im Einsatz befindet.
Im Einsatzbereich der Rettungswache Viechtach gebe es nur ganz selten einen Missbrauch der Notrufnummer, blickt Franz Obermeier einige Jahre zurück. Jedoch käme es immer wieder vor, dass der RTW gerufen wird, wenn zum Beispiel ein pflegebedürftiger Patient aus dem Bett oder dem Rollstuhl gefallen ist, keine Verletzungen aufweist, aber die pflegenden Angehörigen mit dem Rücktransfer überfordert sind. Diese Hilfeleistung sei nicht vordergründig Aufgabe des Rettungsdienstes, sagt Obermeier. Es sei aber ein Zeichen dafür, dass die Sanitäter oft die letzte Rettung für Hilfesuchende wären, stellt er lapidar fest. Abschließend fordert der hauptamtliche Notfallsanitäter dazu auf, lieber einmal zu oft die 112 anzurufen, als einmal zu wenig, damit die Retter im Notfall nicht zu spät kommen.