Seit 15 Jahren sind sie die Helfer vor Ort
Gruppe startete im März 2007 ihr Engagement – Ausrüstung und Fahrzeug mit Spenden finanziert

Ruhmannsfelden. Seit 1. März 2007 sind sie nach einem Notruf innerhalb weniger Minuten vor Ort und leisten Erste Hilfe – bei Verkehrsunfällen sowie internistischen, chirurgischen oder anderen Notfällen. Groß das 15-jährige Bestehen feiern können die "Helfer vor Ort (HvO) Ruhmannsfelden" aktuell nicht. Ihre Leistung zu würdigen ist aber mehr als angebracht. Die Gründungsmitglieder Martin Haidn, Michael Kauschinger, Martin Schmid und Thomas Schneider können mit Stolz zurückblicken auf das Geleistete.
Rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche und 365 Tage im Jahr sind die "Helfer vor Ort" einsatzbereit. Sie rücken aus, wenn Menschen in der Verwaltungsgemeinschaft Ruhmannsfelden, in Patersdorf, Geiersthal, Teisnach oder Grafling Hilfe brauchen. Sie sind inzwischen unentbehrliche Ersthelfer geworden und genießen hohe Wertschätzung und Respekt in der Bevölkerung.
Martin Haidn, der nicht nur Initiator, sondern auch seit 1. März 2007 HvO-Teamleiter ist, betont: "Wir können und wollen den Rettungsdienst nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen". Gerufen werden die HvO Ruhmannsfelden immer dann, wenn nach einem Notruf ein Rettungswagen oder Hubschrauber in ihr 9589 Hektar großes Gebiet unterwegs ist. Zum Aufgabenspektrum der Ehrenamtlichen gehören Erste Hilfe bei Unfällen sowie Kindernotfällen, die Versorgung bei Brandeinsätzen sowie die Erstversorgung bei medizinischen Notfällen.
Internistischer Notfall war Anlass für HvO-Gründung
Die Idee zur Gründung einer "Helfer vor Ort"-Gruppe hatte Martin Haidn. Auslöser war ein internistischer Notfall in Geiersthal, an den er sich heute noch genau erinnert. "Bei der Hochzeitsfeier meiner Schwägerin im April 2003 erlitt ein Gast einen Herzinfarkt mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, ohne jegliche Hilfsmittel und ohne Frühdefibrillator, habe ich zusammen mit einem ehrenamtlichen Rotkreuzkollegen, der ebenfalls auf der Hochzeitsfeier Gast war, sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen", berichtet er. Es habe fast 20 Minuten gedauert, bis der Rettungsdienst mit Notarzt eintraf. "Für den Mann viel zu lange. Die Hochzeitsfeier nahm ein tragisches Ende."
Da war der Entschluss in Martin Haidn gereift, eine "Helfer vor Ort"-Gruppe zu gründen, damit gut ausgebildete und gut ausgerüstete Ersthelfer bei Notfällen schnell, also vor Ort, zur Verfügung stehen, bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen. Er fuhr damals schon seit Jahren ehrenamtlich Rettungsdienst und war auch aktives BRK-Mitglied. So hatte er in Sachen Rettungsdienst schon viel Erfahrung sammeln können.
Trotzdem dauerte es noch lange, bis Martin Haidn seine Idee verwirklichen konnte. Er musste viele Dinge regeln und vor allem geeignete Mitstreiter finden, die sich für diese anspruchsvollen, ehrenamtlichen Einsätze zur Verfügung stellen. Sein erster Mitstreiter war Martin Schmid; Thomas Schneider war ein weiterer Verbündeter.
Martin Haidn erinnert sich: "Anfang Januar 2005 hatte ich mich mit dem damaligen Leiter der Rettungsleitstelle Straubing, Gerhard Kleeberger, in Verbindung gesetzt und nachgefragt, ob es sinnvoll sei, im Teisnachtal, das von Teisnach bis Gotteszell reicht, einen Helfer vor Ort-Standort zu installieren". Kleeberger habe daraufhin festgestellt, dass der Standort im Bereich Ruhmannsfelden, Zachenberg, Gotteszell und Achslach besser angebracht sei, da im Bereich Teisnach die Hilfsfristen des Rettungsdienstes eingehalten werden könnten, obwohl es damals die Rettungswache in Bodenmais noch nicht gab.
Am 7. Juli 2005 fand dann der erste Info- und Abstimmungsabend im BRK-Einsatz- und Pflegezentrum in Viechtach mit insgesamt 20 Interessenten von Feuerwehr und Bergwacht statt. Letztlich blieben nur drei Interessenten übrig, die im darauffolgenden Herbst mit der Ausbildung begannen. Bei einer zweiten Vorbesprechung am 20. November 2006 in Regen mit BRK-Rettungsdienstchef Alfred Aulinger waren es dann insgesamt acht Helfer. Michael Steinbauer, Martin Schmid, Martin Fleischmann und Martin Haidn waren bereits länger beim Roten Kreuz als Rettungssanitäter und Rettungsdiensthelfer aktiv; Thomas Schneider war bei der Bergwacht. Neu zum BRK gestoßen waren damals Michael Kauschinger, Michael Klampfl und Jurek Schreiber. Sie hatten die notwendige Ausbildung mit Rettungsdienstpraktikum bereits absolviert. Deshalb wurde einstimmig beschlossen, dass im Frühjahr 2007 der Start der "Helfer vor Ort" in Ruhmannsfelden erfolgen soll.
Erster Einsatz am 10. März 2007
Am 29. November 2006 stellte der BRK-Kreisverband Regen, unter dessen Dach die HvO ehrenamtlich ihren Dienst ausführen, den Antrag beim Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Straubing. Mit Schreiben vom 21. Dezember 2006 wurde die Genehmigung vom Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung in Straubing erteilt – zunächst für den Gemeindebereich Ruhmannsfelden, Zachenberg, Achslach und Gotteszell. Am 4. Januar 2007 stellte Martin Haidn mit Alfred Aulinger die Ausrüstung und den Inhalt für die erste Notfallausrüstung zusammen. Sie hatten auch das Einsatzgebiet festgelegt und an die Rettungsleitstelle Straubing für die Alarmierung gemeldet. Der Funkrufname war mit "HvO-Ruhmannsfelden" festgelegt worden. Am Samstag, 25. Februar 2007, übergab der damalige BRK-Kreisbereitschaftsleiter Matthias Blök in Regen die HvO-Ausrüstung.
Mit den genannten acht freiwilligen Helfern erfolgte dann am 1. März 2007 der Start des HvO-Dienstes mit professioneller Notfallausrüstung. Allerdings mit dem Privatauto, wie am 2. März 2007 im Viechtacher Bayerwald-Boten berichtet wurde. Den Bericht hatte auch der Ruhmannsfeldener Arzt Dr. Michael Stern gelesen und meldete sich umgehend. Er wolle ebenfalls als ehrenamtlicher Helfer bei der Ortsgruppe mitwirken. Stern ist bis heute aktiv. Das sei wie ein Sechser im Lotto, einen Arzt im Team zu haben, findet das HvO-Team.
Thomas Schneider begann am 1. März 2007 als Erster mit dem Dienst. Bis der erste Einsatz kam, hatte er für die "HvO" eine Internetseite erstellt. Am 10. März 2007 wurde Schneider dann zum ersten Mal alarmiert. Er wurde zu einem internistischen Notfall in Ruhmannsfelden gerufen.
Bei den regelmäßigen Teambesprechungen wurde wegen der stetig steigenden Zahl an Einsätzen die Notwendigkeit erkannt, dass die Helfer vor Ort nicht mehr in ihren Privatfahrzeugen zu den Einsätzen fahren sollten, sondern ein eigenes Fahrzeug angeschafft werden müsste, in dem die Notfallausrüstung installiert ist.
Die HvO mussten nicht nur das Einsatzfahrzeug eigenverantwortlich finanzieren, sondern bis heute die gesamte Notfallausrüstung und das verbrauchte Material bei Einsätzen aus eigener Tasche bezahlen. Deshalb sind sie auf Spenden angewiesen.
Bis ein eigenes Einsatzfahrzeug angeschafft werden konnte, hatten Teamleiter Martin Haidn und sein damaliger Stellvertreter Michael Klampfl viel Arbeit. Schließlich zeigten sich die Gemeinden, in denen die HvO tätig waren, bereit, zum Erwerb eines Einsatzfahrzeuges etwas beizusteuern. Man hatte längst erkannt, dass diese Ersthelfer der Bevölkerung Sicherheit bringen.
Am 19. Dezember 2008 erfolgte die offizielle Fahrzeugübergabe und Indienststellung des HvO-Einsatzfahrzeuges mit Sondersignalanlage. Mit dem Daihatsu Sirion Allrad, ein Leasingfahrzeug des Autohauses Aichinger, ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Das Auto wurde in Eigenregie zu einem Einsatzfahrzeug umgebaut und aufgerüstet. Zwei Stunden später gab es bereits die erste Bewährungsprobe für den Wagen. Die HvO wurden zu einem schweren Verkehrsunfall am Kreisverkehr in Furthof in der Gemeinde Geiersthal alarmiert.
Bevor am 19. März 2014 der Leasingvertrag auslief, mussten die HvO aktiv werden. Sie starteten einen erneuten Spendenaufruf. Alle waren bereit zu einer Spende, angefangen von den Gemeinden, über viele Firmen, bis zur Bevölkerung, denn man wollte auf diese schnelle Helfertruppe nicht mehr verzichten. Durch Spenden konnte schließlich ein neues Fahrzeug angeschafft werden.
Ein nagelneuer BMW für die HvO-Ortsgruppe
So fuhr am 19. März 2014 das nagelneue BMW-Einsatzfahrzeug, begleitet vom Konvoi der Feuerwehr, zum Feuerwehrhaus in Ruhmannsfelden. Überglücklich meinten HvO-Teamleiter Martin Haidn und sein damaliger Stellvertreter Michael Klampfl damals: "Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen". Nun konnten die Einsatzfahrten wieder im optimal ausgestatteten HvO-Fahrzeug erfolgen. Im Laufe der 15 Jahre sind von den Ersthelfern über 5500 Einsätze abgearbeitet worden. Der Zeitvorteil der Helfer vor Ort bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder Notarztes am Einsatzort beträgt durchschnittlich etwa fünf bis zehn – oft entscheidende – Minuten.
Dabei ist stets die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen sehr wichtig. Im Ernstfall muss es Hand in Hand gehen. Daher müssen zusätzlich zum Dienst immer wieder gemeinsame Übungen mit Bergwacht, dem Rettungsdienst des Roten Kreuzes, Polizei und der Feuerwehr stattfinden. Das alles klappte in den 15 Jahren "HvO" vorbildlich.
Der Ruhmannsfeldener Feuerwehrkommandant Rudi Edenhofer zeigt sich immer dankbar, wenn die Ersthelfer den Feuerwehrleuten die Versorgung der Verletzten bei Unfällen abnehmen und die Verletzten qualitativ versorgt werden bis Notarzt, Rettungswagen oder gar der Hubschrauber eintreffen.
Die Corona-Pandemie bremste im Frühjahr 2020 zunächst auch alle drei HvO-Gruppen im Landkreis Regen aus, denn es musste erst die entsprechende Schutzausrüstung beschafft werden, um die HvO vor Ansteckung zu schützten. Auch galt es ein eigenes Hygienekonzept für die "Helfer vor Ort" zu erstellen. Wenn auch die gemeinsamen Übungen mit den anderen Hilfsorganisationen seit zwei Jahren nicht mehr stattfinden konnten, klappt die Zusammenarbeit bei den Einsätzen doch immer noch hervorragend.
Wegen Corona kein Symposium
Martin Haidn freut sich mit seinem derzeitigen Stellvertreter Bernhard Hacker und allen Teammitgliedern auf wieder "normale" Zeiten.
Zum zehnjährigen Bestehen hatten die HvO am Campus in Teisnach ein Notfallsymposium veranstaltet. Man wollte nicht nur Geburtstag feiern, sondern auch zur Information und – mit einer Fortbildung – zur Verbesserung der Notfalldienste beitragen. Auch zum 15-jährigen Bestehen wäre ein Symposium schön gewesen. Wegen der unsicheren Coronalage konnte die Veranstaltung aber nicht verwirklicht werden.
Da die HvO alles selbst finanzieren müssen, sind Spenden stets willkommen. Überweisungen sind an das BRK Regen mit dem Verwendungszweck "HvO Ruhmannsfelden" möglich. Bei einem Betrag bis zu 200 Euro gilt der Überweisungsbeleg als Spendenquittung bei der Steuererklärung. Die HvO-Führung und das gesamte Team bedanken sich bei allen Spendern und Gönnern recht herzlich. Derzeit sind im "HvO"-Team zwölf gut ausgebildete, hoch motivierte Frauen und Männer im Bereitschaftsdienst für die Bevölkerung. Es wird aber weiter personelle Verstärkung gesucht. Interessenten und Interessentinnen müssen im Einsatzgebiet Achslach, Gotteszell, Ruhmannsfelden, Zachenberg, Patersdorf, Geiersthal und Teisnach wohnen und ehrenamtliches aktives Mitglied einer BRK-Bereitschaft, Bergwacht oder Wasserwacht-Gruppe sein oder werden. Interessierte können sich bei Teamleiter Martin Haidn unter 09923/1877 melden und informieren.